Figuren Afrikas
Meisterwerke einer Privatsammlung
Was bis dahin in den Privaträumen eines anonymen Sammlers stand, wurde in den Ausstellungsräumen des Alten Rathauses von Ingelheim einer breiten Öffentlichkeit zum ersten Mal zugänglich gemacht: 70 Skulpturen des Schwarzen Kontinents, die den künstlerisch herausragenden Regionen aus West- und Zentral-Afrika entstammen. Die beeindruckenden Ahnen- und Zauberfiguren in Menschengestalt zeugen von der persönlichen Leidenschaft eines Kunstsammlers und sind gleichzeitig ein Bekenntnis zur hohen künstlerischen Ausdruckskraft »primitiver« Kunst.
Der Hamburger Sammler Dieter Scharf (1926–2001), Enkel des berühmten Berliner Impressionisten-Sammlers Otto Gerstenberg, hatte über fünf Jahrzehnte hinweg eine umfangreiche und erlesene Sammlung europäischer Kunst aufgebaut – von Goya über Manet, Klee und Max Ernst bis zu Dubuffet. Er betrat erstmals terra incognita und erlebte, wie er selbst sagte, einen Prozess des Neuen Sehens, als er begann, sich für afrikanische Kunst zu interessieren. Fortan trug er eine stets wachsende Sammlung zusammen, die durch eine unbestritten hohe Qualität besticht und in internationalen Fachkreisen als außerordentlich bedeutend angesehen wird.
Die offenkundige »Modernität« einer Figur, ihre formalästhetische Affinität zur europäischen Moderne, war das ausschlaggebende Kriterium, das den Sammler zu ihrem Kauf bewogen hat. Gleichzeitig wusste er aber auch, dass diese ästhetische Anziehungskraft dem geistigen Prozess eines Schöpfers zu verdanken ist, dessen Ziel in der meisterhaften Beherrschung unsichtbarer Kräfte besteht: Kräfte, die einem fremden, unergründlichen Kosmos angehören – dem der Lebenden wie dem der Toten.
Pressestimmen zur Ausstellung
„Die Präsentation hat wohltuenden Mut zur Lücke. Bedeutung und Funktion der Kunstwerke verstellen nicht den Blick auf ihren autonomen, ästhetischen Charakter.“ (Pharmazeutische Zeitung)
„Die Internationalen Tage Ingelheim, 1959 von Ernst Boehringer gegründet, sind stets für Überraschungen gut. Heuer hat man mit afrikanischen Skulpturen aus dem Nachlass des 2001 verstorbenen Hamburger Sammlers Dieter Scharf eine echte Trumpfkarte aus dem Ärmel gezogen. Die Sammlung ist erstklassig. Sehr reduziert, sehr edel, fast solitär ist das inszeniert.“ (Die Rheinpfalz)
„In einer gelungenen Ausstellungsarchitektur in Pudergelb, holzigem Apricot, Terracottarot und feierlichem Violett stehen die Masken und Skulpturen für sich zur reinen Betrachtung.“ (Allgemeine Zeitung)
„Wer will, kann mit dem Staunen gleich anfangen. (…) Hinter der schlichten Firmierung verbergen sich Meisterwerke einer Privatsammlung, die als eine der bedeutendsten überhaupt gilt. Wer in die Ruhe der abgedunkelten Räume der Ingelheimer Ausstellung mit ihren schön beleuchteten Vitrinen tritt, wird sogleich ergriffen vom Zauber Afrikas. Selten setzt eine Ausstellungsarchitektur das Wesen der Schaustücke so perfekt ins Bild wie hier.“ (Trierischer Volksfreund)