Lyonel Feininger /
Alfred Kubin

Eine Künstlerfreundschaft

24. Mai bis 2. August 2015 im Alten Rathaus, Ingelheim

Altes Rathaus →

 

4. September 2015 bis
10. Januar 2016 in der Albertina, Wien

Albertina Wien →

„… von den heutigen Zeichnern schätze ich Sie ganz besonders“ schrieb Alfred Kubin am 25. November 1912 aus Wernstein am Inn an Lyonel Feininger. Damit begann er eine Korrespondenz, die sich in den folgenden Jahren zu einem intensiven Austausch beider Künstler entwickeln sollte. Es begann mit dem Vorschlag des Österreichers, Zeichnungen zu tauschen. Feininger, amerikanischer Staatsbürger, antwortete zwei Tage später aus Zehlendorf bei Berlin: „Es ehrt mich ungemein, dass Ihnen daran liegt, eine Zeichnung von mir zu besitzen; ich meinerseits bin schon seit Jahren ein warmer Verehrer Ihrer Arbeit und Schuldner für manchen Genuss“.

Was als Austausch von Zeichnungen begann, wurde rasch zu einer Korrespondenz, in der sich zwei introvertierte Künstlerpersönlichkeiten gegenseitig öffneten, sich über ihre Kunst austauschten und allgemeine Gedanken vertieften. Beide, Kubin wie Feininger, kannten die Zeichnungen des anderen aus der Zeit, als sie kurz nach 1900 gleichzeitig für die Zeitschriften Der liebe Augustin und Licht und Schatten Zeichnungen lieferten, die dort publiziert wurden. Kubin dürfte darüber hinaus auch die langjährige Tätigkeit Feiningers als Karikaturist für diverse Zeitschriften nicht unbekannt gewesen sein. Und Feininger hatte zu Beginn des Briefwechsels Kubins 1909 erschienenen Roman Die andere Seite bereits gelesen und in einer Gouache, die Anfang 1911 in Licht und Schatten reproduziert wurde, als motivische Anregung aufgenommen. Dieser Darstellung gab er den Titel „Die Stadt am Ende der Welt“, während Kubin seine in Grau getauchte Stadt Perle nannte.

Beginnend mit frühen Zeichnungen Kubins und den kommerziellen Karikaturen Feiningers zeichnet die Ausstellung die weitere künstlerische Entwicklung beider nach, die sich in der gemeinsamen Korrespondenz als „Seelenverwandte“ trafen. Bedingt durch die Wirren des Ersten Weltkriegs brach der Kontakt zwischen den beiden Künstlern 1914 weitgehend ab und wurde danach bis 1919 nur noch sporadisch fortgesetzt. Feininger wie Kubin hatten sich in ganz unterschiedliche Richtungen weiterentwickelt. Während für Kubin die Illustration von literarischen Werken ins Zentrum seines Schaffens rückte, hatte Feininger die Malerei für sich entdeckt, in der sich seine weitere künstlerische Entwicklung vor allem vollzog. Daher wird die Ausstellung in Ingelheim und Wien auch eine Reihe von frühen Gemälden Feiningers beinhalten, die dieses dokumentiert. Bei den Werken von Kubin kann die Ausstellung auf den hervorragenden Bestand in der Albertina zurückgreifen. Die Ausstellung wird auch die Zeichnungen enthalten, die beide Künstler miteinander tauschten und die sich heute in der Albertina und im Busch-Reisinger Museum, Harvard University befinden.

Lyonel Feininger / Alfred Kubin

23 x 30 cm, 312 Seiten, mit Texten von Ulrich Luckhardt, Eva Michel und Andreas Geyer sowie der von Roland März erstmalig edierten und kommentierten vollständigen Korrespondenz zwischen Alfred Kubin und Lyonel Feininger. Erschienen im Verlag Hatje Cantz.

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